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Die Gemeinschaftspraxis im sechsten Stock eines Geschäftshauses am Kurfürstendamm wurde in Form einer Sanddüne gestaltet – eine entspannte Ferienlandschaft mit Blick auf die vorgelagerte Terrasse und in den Himmel über Berlin.

Wer geht schon gerne zum Zahnarzt? „Ihr dürft alles bauen, nur keine Zahnarztpraxis!“, lautete deshalb der Auftrag an die Planer, das Architekturbüro Graft aus Berlin.

Fast wie im Wellnesstempel wird der Patient willkommen geheißen, der Empfang ist eine Kaffeebar, der offene Wartebereich ein Strand mit Liegesesseln. Die Räume scheinen aus einer gelben Welle modelliert, die durch die Etage schwappt. Der Flur ist ein Wellental mit schrägen Wänden. Glastrennwände in Augenhöhe erlauben den Überblick über das gesamte Geschoss. Die Treppe ins untere Geschoss irritiert durch schräge Seitenwände. Unten angekommen, verwandelt sich die horizontale Welle in eine vertikale, auf der sich der Flur durch das Geschoss schlängelt.

Leicht machten es die Architekten den Bauleuten mit ihren schwierig zu konstruierenden Fantasiewelten nicht. Sie beließen es nicht bei der Krümmung der Trockenbau-Wände, sondern kippten sie um bis zu zwölf Grad. Wie stürzende Mikadostäbe sahen deshalb die unbeplankten Ständerscharen aus. Kaum eine Platte konnte ungeschnitten eingebaut werden, bei zu starker Biegung musste auf die 6,5-Millimeter-Formplatte zurückgegriffen werden. Nur im Flurbereich konnten streckenweise vorgefertigte Radien eingesetzt werden, ansonsten stellte sowohl der Aufbau der Unterkonstruktion als auch die Beplankung höchste Anforderungen an die Handwerker. Das beauftragte Trockenbauunternehmen musste die Räume exakt vermaßen, um die Tragstruktur auszurichten. Die Trockenbauunterkonstruktion im oberen Geschoss wird von einer Reihe von Stahlbautraversen gehalten, die sowohl an der Decke als auch am Boden für die nötige Stabilität sorgen. Die Bodenfläche wölbt sich aus dem Fußboden heraus nach oben und geht übergangslos in die Wandfläche über. In Zusammenarbeit mit den Technikern von Knauf wurde eine Lösung mit Holzsparren entwickelt, die der Länge nach im Abstand von 20 bis 25 Zentimetern gesetzt sind.

Im unteren, durch Schuhwerk stoßgefährdeten Bereich wurden Plattenelemente von Knauf Integral eingesetzt, die sich bis in eine Höhe von 30 Zentimetern ziehen. Der Materialwechsel ist als Stufenfalz ausgebildet. Im Deckenbereich wurde eine klassische Unterkonstruktion für abgehängte Decken eingesetzt, die auf einem Tonnengewölbe mit vorgebogenen CD-Profilen basiert. Im oberen gewölbten Deckenverlauf konnte rationell mit Formteilen gearbeitet werden. Anspruchsvoll waren die Wechsel von konkaven auf konvexe Biegungen. Das untere Geschoss wurde mit vertikalen Wellen gestaltet. Bei Radien bis 2,75 Metern wurde die Knauf-Platte trocken gebogen. Bei engeren Radien arbeitete man mit der 6,5 Millimeter dicken Knauf- Formplatte, die sich laut Hersteller bis zu einem Radius von einem Meter trocken biegen lässt.

Quelle: Boden Wand Decke Magazin/Nr. 10/2006